Eine grüne Oase

Ein Blick hinter die Kulissen des Schulgartens

Die Schreibwerkstatt 9 der Ziehenschule nahm das Schulgartenfest zum Anlass, Interviews mit zwei Menschen zu führen, die besonders mit dem Garten verbunden sind: Herr Poppek ist erst seit diesem Schuljahr als Lehrkraft an der Ziehenschule und hat gleich die Pflege des Schulgartens übernommen. Uns interessierte, wie es dazu kam und welche Vorstellungen er für die Zukunft des Gartens hat.

Wir: Guten Tag, Herr Poppek. Beginnen wir gleich mit unserer ersten Frage, uns würde interessieren, was sie von der Ziehenschule halten beziehungsweise was ihr erster Eindruck von ihr war.

Herr Poppek: Guten Tag. Mein erster Eindruck von der Ziehenschule war, dass sie sehr freundliche und disziplinierte Schüler hat.

Wir: Das freut uns. Wie kamen sie denn zur Ziehenschule oder besser gesagt zum Schulgarten, da sie ja noch relativ neu sind?

HP: Durch eine Stellenanzeige, die auch auf den Schulgarten hinwies.

Wir: Machen Sie auch außerhalb der Schule Gartenarbeit?

HP: Nein, ich selber mache keine Gartenarbeit in meiner Freizeit und habe zu Hause auch gar keinen Garten. Aber auf meinem Balkon stehen Pflanzen, um die ich mich kümmere.

Wir: Was erhoffen Sie sich vom Garten und welche Ideen oder Pläne haben Sie für die Zukunft?

HP: Ich möchte den Schulgarten weiter ausbauen und auch einige Projekte neu aufleben lassen. Es sollen neue Nutzpflanzen gepflanzt und die Bienenstöcke repariert werden. Ich würde mir auch wünschen, dass der Schulgarten mehr im Unterricht benutzt wird, entweder für Versuche oder Projekte.

Wir: Was passiert mit der Ernte, wie den Früchten oder Pflanzen des Schulgartens?

HP: Die meisten verkaufen wir, zum Beispiel beim Schulgartenfest. Wenn etwas übrig bleibt, geben wir es auch der Mensa.

Wir: Welche Pflanzen mögen sie besonders am Schulgarten?

HP: Die geschützten Pflanzen, wie die Akelei, oder  die verschiedenen Farne, zum Beispiel den Schildfarn, mag ich besonderen gern.

Wir: Wie viel Geld wird monatlich in den Garten investiert?

HP: Wir kriegen jährlich ein Budget in Höhe von 1000 € vom Förderverein finanziert. Durch das Schulgartenfest haben wir 600-700€ dazubekommen, was wir ausgeben können.

Wir: Was ist mit dem Garten zwischen Hof 1 und Hof 2?

HP: Der soll im Laufe der nächsten Jahre versorgt werden.

Wir: Wer kümmert sich in den Ferien um den Garten?

HP: Herr Grommet kümmert sich in den Ferien darum. Wir suchen aber momentan nach einer geeigneten Bewässerungsanlage.

Wir: Wir bedanken uns für das Interview und wünsche Ihnen alles Gute für Ihre Projekte.

Dieses Interview führten Lina Boutaib, Paula Fischer Lana Kovac, Ela Cigirdamen, Lili Norz und Helena Malkomes (alle Schreibwerkstatt 9)

Herr Grommet war von Anfang an als Elternvertreter dabei und kennt die zehnjährige Geschichte des Schulgartens wie kein anderer. Von ihm wollten wir vor allem erfahren, wie alles angefangen hat.

Wir: Herr Grommet, Sie waren von Anfang an dabei. Können Sie uns erzählen, warum der Garten gegründet wurde und welche Absicht oder Motivation dahintersteckte?

Herr Grommet: Nun, er wurde nicht direkt gegründet. Ich fand, dass es etwas geben sollte, was die Schüler dauerhaft und positiv mit der Schule verbindet. Anfangs war nichts außer dem Pflanzen zweier Apfelbäume geplant, doch der Garten verselbstständigte sich und mit der Zeit entwickelte sich daraus ein heute sehr beliebter und viel benutzter Ort bei den Schülern.

Wir: Wie wurde die Fläche vor dem Schulgarten genutzt, welche Entwicklungen fanden statt und welche werden noch stattfinden?

HG: „Bevor der Platz als Schulgarten genutzt wurde, war es eine Wildnis mit zahlreichen Sträuchern, Bodendeckern und Tieren wie Igel und Vögel. Es sind dann relativ schnell mehrere kleine Beete für Kräuter und Gemüse entstanden und es entwickelte sich die Idee, dass man Erträge erzielen will, indem man Kräuter an die Mensa verkauft. Danach wurde entschieden, dass die Garten-AG entstehen soll. 

Wir: Obwohl ihre Kinder nicht mehr auf die Ziehenschule gehen, sind Sie immer noch im Schulgarten aktiv, wieso?

HG: Der Garten bedeutet mir sehr viel und ich habe schon sehr viel Zeit dort zugebracht. Der Garten ist mir tatsächlich sehr ans Herz gewachsen.

Wir: Haben Sie von der Tätigkeit im Schulgarten Vorteile?

HG: Ja, in gewissem Sinn durchaus. Ich finde, es ist eine sehr angenehme Sache, dass und wie unsere Idee von einem Schulgarten aufgegangen ist. Für mich ist es eine Art immaterielle Belohnung, dass der Garten bei den Schülerinnen und Schülern gut ankommt und sie ihre Freude daran haben.

Wir: Wie lange haben Sie noch vor dieser Tätigkeit nachzugehen?

HG: Das lässt sich gar nicht so genau sagen. Grundsätzlich möchte ich mich noch eine Weile um die Pflanzen kümmern; ich mache das von Motivation und Gesundheit abhängig. Im Endeffekt ist das Projekt natürlich von dem Willen und der Unterstützung der Schule abhängig, ganz abgesehen von meiner eigenen Motivation.

Wir: Welches Projekt war das Größte und auf welches sind Sie am meisten stolz?

HG: Ich möchte mehrere nennen: Der Bau des grünen Klassenzimmers im Schulwald war ein großes Projekt mit Schüler- und Elternbeteiligung – es erstreckte sich über drei Tage. Es kann durchaus als Erfolg betrachtet werden. Das grüne Klassenzimmer wird seitdem bei gutem Wetter sehr gerne für den Unterricht im Freien genutzt. Flächenmäßig nicht sehr groß, aber ambitioniert und erfolgreich war das Milpa-Projekt. Dabei wurde eine traditionelle Pflanzstrategie der Maya in Mexiko nachgeahmt, wobei auf einer Anbaufläche drei verschiedene Früchte – Mais, Bohnen und Kürbis – sich gegenseitig beim Gedeihen stützen, schützen, nützen. In der Zeit, als wir im Rahmen des „Ziehen-Kochstudios“ Kochkurse anboten, konnten wir, wenn auch in bescheidenem Umfang, die angedachte Verbindung von Schulgarten und Schulküche umsetzen. Der Garten konnte erfolgreich mit frischen Kräutern und Gemüse zum Gelingen der Drei-Gänge-Menüs (mit anschließender Verkostung!) beitragen.  

Wir: Machen sich finanzielle Probleme im Garten aufgrund von Geldmangel an der Schule bemerkbar?

HG: Ich kann die finanzielle Situation der Schule nicht beurteilen. Die Finanzierung des Gartens erfolgt über Spenden bzw., dankenswerterweise, über den Förderverein, nicht über Investment der Schule. Alle Pflanzen, Werkzeuge und Töpfe wurden mit Hilfe von Spenden finanziert, es gab auch zahlreiche Sachspenden. Bedauerlicherweise stehen wir des Öfteren vor der Situation, dass Töpfe zerstört (und wir sie dann eben nicht oder nicht umgehend ersetzen können), Beete und Pflanzen beschädigt, Früchte abgerissen und als Wurfgeschosse missbraucht werden. Dies ist eine traurige Seite des Gartenalltags.

Wir: Sollte der Schulgarten schon ein mal geschlossen werden und wenn ja warum?

HG: Nein. Ich hoffe natürlich, dass dies nicht eintritt und die Schule sich für den Fortbestand einsetzt. Falls es zu einer Auflösung kommen sollte, wäre es wichtig, dies mit reichlich Vorlauf zu wissen. Nur, wenn uns rechtzeitig deswegen Bescheid gegeben wird, besteht noch die Möglichkeit, die Pflanzen etc. zu retten und umzupflanzen. Dies bedeutete allerdings eine große Kraftanstrengung und würde sehr viele helfende Hände erfordern.

Wir: Welche Menschen kommen in die Garten-AG und welche Motivationen haben sie?

HG: Überwiegend Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen fünf bis sieben, seltener aus höheren Stufen. Viele erfahren schon beim Tag der offenen Tür oder von älteren Geschwistern vom Garten und von der Garten-AG, manche haben sich deshalb sogar bewusst für die Ziehenschule entschieden. Zum Teil bringen sie Gartenerfahrung mit, haben Freude an praktischem Arbeiten und wollen mehr über Pflanzen und Ökologie lernen.

Wir: Wir danken Ihnen für das Interview und wünschen Ihnen noch viel Freude und Erfolg mit dem Garten.

Dieses Interview führten Nela Kraus, Luisa Moritz, Tasnim Boutizla, Mia Springstubbe und Julia Melk (alle Schreibwerkstatt 9)

Veröffentlicht in: Schulleben