Faust-Schulstunde

„Mein schönes Fräulein, darf ich wagen,
Meinen Arm und Geleit ihr anzutragen?“

Eine sehr anschauliche und spielerische „Faust-Schulstunde“ mit dem Schauspielerehepaar Andrea Wolf und Hartmut Volle erlebten die Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe Q3 während der 90minütigen „Faust Performance“ am Donnerstag, 05. Dezember 2019 (09:30 bis 11:15 Uhr), in der Aula der Ziehenschule:  Andrea Wolf und Hartmut Volle brachten in wechselnden Rollen Goethes „Liebespärchen“ Gretchen und Faust, dann wieder das „Kuppler-Pärchen“ Marthe Schwertlein und Mephisto auf die Bühne, die detailreich dekoriert war im Ambiente eines Faust-Studierzimmers.

Den angehenden Abiturientinnen und Abiturienten einen leichter verständlichen, nämlich aktualisierten, in die heutige Zeit übertragenen Zugang zu Goethes vielzitiertem Drama zu ermöglichen – dies ist das Anliegen des Schauspielerehepaars, das über langjährige Bühnen- und Filmerfahrungen verfügt. So schlüpften beide immer wieder aus ihren Rollen, unterbrachen ihre Darbietungen durch eigene Erläuterungen und Deutungen: Da wurde der vereinsamte und von seinem trockenen „Buchwissen“, seiner lebensfernen „Studiererei“  frustrierte Gelehrte Faust etwa zu einem „Computer-Nerd“ ohne eigene Körperhygiene, ohne zwischenmenschliche Kontakte.

Dass Andrea Wolf und Hartmut Volle mit ihrer eigenen Inszenierung und Interpretation des „Faust“ den Nerv der Zeit und die Lebenswelt der Jugendlichen getroffen haben, wurde in der Frage- und Gesprächsrunde im Anschluss an die Performance deutlich, die sich mit dem Faust-Stoff, aber auch mit der Schauspielerei befasste: Wie lernt man einen so langen Text auswendig? Was hat sich Goethe bei seinem dreifachen Einstieg ins Drama gedacht? Trägt Faust eine moralische Schuld an Gretchens Tod?  Wer gewinnt am Ende von „Faust I“ die Wette: Faust oder Mephisto? … Die Fragen wollten kein Ende nehmen. Diese „Faust-Stunde“ bleibt in Erinnerung – Einsichten und Weisheiten vermittelnd mit Blick auf das Abitur und das weitere Leben.

Text: Birgit Blankenberg; Fotos: Dirk Hertsch (09.12.2019)

Veröffentlicht in: Unterricht