Haltung gegen Menschenverachtung
Mitteilungen der Schulleitung
Liebe Schülerinnen und Schüler,
liebe Eltern,
liebe Kolleginnen und Kollegen,
sicher haben Sie es bereits vernommen: Unbekannte Täter haben in der Nacht vom 22.03. auf den 23.03.2021 ein Feuer in der Ziehenschule gelegt und Hakenkreuzschmierereien sowie die Zahl 88 in einem Klassenraum auf Tafel, Wand und Tür hinterlassen. Bitte finden Sie die Mitteilungen von Schulleitung, Feuerwehr und Polizei hier.
Mittlerweile zeigen sich mögliche Dimensionen des Brandschadens nach den ersten Aussagen der Gutachter. Der geschätzte Schaden, der im Klassenraumtrakt (sog. Waschbetonbau) entstanden ist, liegt über eine Million Euro. Nun müssen wir die weiteren Ergebnisse der Fachgutachter abwarten, um die Auswirkung auf die Schulsituation fassen zu können. In der laufenden Woche werden wir weitere Informationen erhalten (Dimensionen des Brandschadens, mögliche Ausweichräumlichkeiten etc.). Wichtig ist, dass alle Ämter (Stadtschulamt, Staatliches Schulamt, ABI) informiert sind, die Dringlichkeit erkannt haben und mit der Schule zusammen einen guten Plan entwickeln wollen. Umfangreiche Sanierungs-/Renovierungs-/ und Abbrucharbeiten müssen geplant, beauftragt und durchgeführt werden.
Dies ist die eine Seite der Medaille.
Die andere Seite ist mehr als erschreckend und löst zudem meine und unsere gemeinsame Bestürzung aus. Eltern, Schülerinnen und Schülern und Lehrkräfte teilen eine tiefe Betroffenheit. Die Presse berichtete im Frankfurt-Teil der FAZ am 24.03.2021, dass Trude Simonsohn, Frankfurts erste Ehrenbürgerin und Überlebende des Holocausts, im Kaisersaal zum 100. Geburtstag geehrt wurde. Zwei Seiten, die sich nicht vereinen lassen. Die Ziehenschule ist eine Schule, die sich gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit deutlich ausspricht. Nicht nur die Europaschule verdeutlicht dies nach innen und außen. Die gemeinsame demokratische Grundhaltung wird gelebt und findet sich im Schulprogramm.
"Trude Simonsohns Publikum waren junge Leute, zu denen sie einen Draht fand" (FAZ, 24.03.2021, S. 31, Link zum Artikel). S. 30 "Hakenkreuze und Feuer in Schule" und Seite 31 der FAZ "Durch die Hölle und zurück" - wie können wir nun gemeinsam handeln und unsere Haltung gegen Menschenverachtung trotz Corona, trotz Brand mit enormem Sachschaden zeigen?
Als Schulgemeinde wollen und müssen wir gemeinsam ein Signal setzten und NEIN sagen! An unserer Schule haben weder Symbole noch Taten, die für radikale und menschenfeindliche Ansichten stehen, Platz.
Am kommenden Dienstag wird es dazu eine Pressekonferenz mit Herrn Bürgermeister Becker und Stadträtin Weber in der Schule geben.
Zudem finden derzeit viele engagierte Diskussionen der Schülerinnen und Schüler statt. Es gibt ein großes Bedürfnis in irgendeiner Form auf den Vorfall zu reagieren – sei es in Form von Aufklärung oder einer Positionierung der Schulgemeinde.
Freundliche Grüße
Christiane Rogler, Schulleiterin (29.3.2021)
Veröffentlicht in: Schule