Rückblick Europawoche 2022

Mut – wer ist heute mutig und was bedeutet das überhaupt?

Unter den Rahmenthema „Europa – Mut für die Zukunft“ hat vom 9. bis zum 13. Mai 2022 die Europawoche an der Ziehenschule stattgefunden: Dabei konnten sich die Schülerinnen und Schüler dem Rahmenthema in insgesamt sechs Groß-Veranstaltungen und diversen kleinen Unterrichtsprojekten von unterschiedlichen Perspektiven aus nähern. Denn: Rassismus, Klimawandel und der russische Angriffskrieg auf die Ukraine sind nur drei Beispiele dafür, dass Mut heute eine wichtiger Wert sein könnte – doch was würde es bedeuten angesichts dieser Herausforderungen Mut zu beweisen? Können wir Menschen identifizieren, die das bereits in den unterschiedlichen Kontexten tun? Und: gegen welche weiteren Strukturen scheint es geboten, Mut zu beweisen? Diesen und weiteren Fragen gingen die Veranstaltungen nach.

Fotos: 

  • Gespräch mit Stefan Kroll (Leiter der Wissenschaftskommunikation der "Hessischen Stiftung für Friedens- und Konfliktforschung" (HSFK)) zur aktuellen sicherheitspolitischen Lage in Europa
  • Gespräch mit Filmemacher und Journalist Adrian Oeser zu seinem Film "Der lange Weg der Sinti und Roma" (2021)
  • Lesung von Barbara Bišický-Ehrlich aus ihrem Buch "Sag', dass es Dir gut geht" (2018)
  •  Ausstellung "Rebellinnen - mutige Frauen verändern die Welt" 
  • Gespräch mit Martín Steinhagen über sein Buch "Rechter Terror" (2021)
  • Plakate der Klasse 7a zum Thema "Mut für die Zukunft"

So war der Filmemacher und Journalist Adrian Oeser zu Gast an der Ziehenschule, der seinen ausgezeichneten Film „Der lange Weg der Sinti und Roma“ (2022) zwei 10. Klassen vorstellte. Die Schülerinnen und Schüler waren erstaunt darüber, wieviel Diskriminierung und Gewalt Sinti und Roma, die schon von den Nationalsozialisten verfolgt wurden, auch nach 1945 und bis heute erfahren mussten und müssen. Gleichzeitig zeigt der Film aber auch, wie sich die betroffenen Personen mutig gegen diese Ausgrenzung und Gewalt stemmten und stemmen.

Mit Stefan Kroll war der Leiter der Wissenschaftskommunikation der "Hessischen Stiftung für Friedens- und Konfliktforschung" (HSFK) an der Ziehenschule zu Besuch, um über den Krieg Russlands in der Ukraine zu sprechen. Herr Kroll berichtete insbesondere von der Perspektive der Friedensforschung auf den Konflikt und auch davon, wie Frieden wieder herzustellen sein könnte. Heiß diskutiert wurde unter anderem die Frage, ob weitere finanzielle Ressourcen für die Bundeswehr mutig oder doch übermütig sind.

Der Journalist und Publizist Martín Steinhagen, Autor des Buches „Rechter Terror“ (2021), diskutierte mit den Schülerinnen und Schülern der Q2 über rechtsextreme Strukturen in der Bundesrepublik seit 1945 und erklärte, was wir am Mord des Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke über rechtsextreme Strukturen allgemein lernen können. Lübcke hatte sich während des Kriegs in Syrien für die Aufnahme von geflüchteten Menschen in der Bundesrepublik ausgesprochen - seine klare, mutige Haltung in dieser Frage kostete ihn sogar das Leben.

Zu Besuch bei uns an der Ziehenschule war zudem Barbara Bišický-Ehrlich, ehemalige Schülerin unserer Schule und heute Autorin und Synchronsprecherin. Sie las aus ihrem Buch „Sag‘, dass es Dir gut geht“ (2018). Als Tochter jüdisch-tschechischer Emigranten las sie sehr bewegende Anekdoten aus ihrer Familienchronik, in der über die Generationen hinweg immer wieder sehr viel Mut bewiesen werden musste – ganz besonders natürlich von ihrer Großeltern-Generation während der menschenverachtenden Erfahrungen in verschiedenen Konzentrationslagern während des Holocausts, aber auch von ihrer Eltern-Generation in der Tschechoslowakei der 1960er und 70er Jahre. Und schließlich auch von ihr selbst in Frankfurt auf der nicht immer ganz einfache Suche nach der eigenen Identität.

Während der gesamten Europawoche war zudem auch die Ausstellung „Rebellinnen – mutige Frauen verändern die Welt“ bei uns zu Gast. Christina Argilli vom Evangelischen Presseverband Bayern, die die Ausstellung kuratiert haben, hat mit und für uns im Hybrid-Format die Ausstellung eröffnet. Hier stand insbesondere die Frage im Vordergrund, wer genau ein mutiger Mensch, in diesem Fall eine mutige Frau, ist und welche Kriterien während der Konzeption der Ausstellung zu Grunde gelegt wurden. Insgesamt ein sehr spannender Blick hinter die Kulissen einer Ausstellungs-Konzeption!

Neben diesen Groß-Veranstaltungen fanden aber auch zahlreiche kleinere Unterrichtsprojekte zum Thema Mut statt: so hat der EJT-Kurs eine Zeitleiste mit den für die Schüler mutigen Menschen erstellt und vor der Aula präsentiert. Auch arbeitete dieser Kurs an einem Projekt, in dem Straßen- und Ortsnamen identifiziert werden, die heute noch Namen historischer Persönlichkeiten aus dem III. Reich tragen, welche damals eine eher regimetreue Haltung hatten. In dem Projekt ging es vor allem um die Frage, ob diese Orts- und Straßennamen heute nicht doch geändert werden sollten.

Die Klasse 7a stellte sich auch die Frage, was denn „Mut für die Zukunft“ heute eigentlich bedeutet und erstellte sehr vielfältige Plakate zu den Themen Anti-Rassismus, Krieg in der Ukraine und Klimawandel.

Insgesamt blicken wir auf eine sehr bunte Europawoche zurück und danken allen beteiligten Schülern und Kollegen für ihr Engagement, insbesondere natürlich der AG Aula-Technik, die uns vor und hinter den Kulissen in der Planung und Durchführung unterstützt haben!

Text und Fotos: Paula Theurich und Philip Wallmeier für die AG Europa (23.6.2022)

Veröffentlicht in: Europa